Die dritte internationale Libralex-Konferenz dieses Jahres fand am letzten Oktoberwochenende in Budapest, Ungarn, statt. An der diesjährigen Libralex-Herbstkonferenz nahmen Vertreter/innen von Libralex-Mitgliedskanzleien aus mehr als 20 Ländern weltweit teil. Büsing Müffelmann & Theye wurde durch Dr. Lars Siebert, LL.M. (Emory) vertreten.
Testament zugunsten von behandelnden Ärztinnen und Ärzten: Geschenk, Vorteil und Verstoß gegen die Berufsordnung oder rechtens?
Mittwoch, 10. April 2024
Der Fall: Ein Arzt, der seiner Patientin die Testierfähigkeit bescheinigt hatte, wurde von ihr als Miterbe testamentarisch bedacht, woraufhin weitere Miterben das Testament gegenüber dem Nachlassgericht Kassel anfochten. Das Amtsgericht (AG) Kassel hielt, in erster Instanz, die Erbeinsetzung des Arztes wegen eines Verstoßes gegen § 32 Berufsordnung (BO) für teilnichtig (Beschluss v. 24.5.2023, Az. 790 VI 3008/22 S).
In zweiter Instanz führte das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt aus, dass sich § 32 BO nicht mit einem Testierverbot an den Erblasser richte und die Erbeinsetzung des Arztes deshalb wirksam sei (Beschluss v. 21.12.2023, Az. 21 W 91/23). Bei der Entscheidung kam es nicht mehr auf einen Verstoß gegen § 32 BO an.
Über die für diesen Rechtsstreit nun entscheidende Rechtsfrage - ob neben berufsrechtlichen Verstößen eine Testierunfähigkeit vorlag und ein entgegenstehender Vermerk auf dem Testament zur Erlangung eines erbrechtlichen Vorteils angebracht wurde und die Unabhängigkeit der ärztlichen Entscheidung durch die Erbeinsetzung beeinflusst war, womit das Testament nichtig wäre - wurde noch nicht rechtskräftig entschieden. Das OLG Frankfurt ließ die Rechtsbeschwerde zum Bundesgerichtshof (BGH) zu.
Dirk R. Hartmann schätzt den Fall in seinem Artikel „Von der Patientin zum Erben gemacht“, erschienen in der Medical Tribune 7/2024 und online: https://www.medical-tribune.de/praxis-und-wirtschaft/praxismanagement/artikel/von-der-patientin-zum-erben-gemacht, ein und berücksichtigt hierbei unter anderem die sich unterscheidenden berufsrechtlichen Vorgaben für Heimärzte, verbeamtete und angestellte sowie für niedergelassene Ärzte und weitere berufsgerichtliche Ahndungsmöglichkeiten, z. B. durch die Landesärztekammer.
Will in favor of treating doctors: Gift, benefit and breach of professional code of conduct or legal?
The case: A medical practitioner who had certified his patient's testamentary competence was named by her as a co-heir in her will, whereupon other co-heirs contested the will at the Kassel probate court. At first instance, the Local Court (AG) of Kassel found the will to be partially invalid due to a breach of Section 32 of the Professional Code of Conduct (BO) (court decision of 24.5.2023, ref. 790 VI 3008/22 S).
In second instance, the Frankfurt Higher Regional Court (OLG) stated that Section 32 BO was not directed at the testator with a prohibition on testating and that the doctor's appointment as heir was therefore valid (court decision of 21.12.2023, ref. 21 W 91/23). The decision was no longer based on a breach of Section 32 BO.
The legal question now decisive for this legal dispute - namely whether, in addition to breaches of professional law, there was an incapacity to make a will and a contrary note was made on the will in order to obtain an advantage under inheritance law and the independence of the medical decision was influenced by the appointment of the heir, which would render the will legally invalid - has not yet been finally decided. The Frankfurt Higher Regional Court admitted the appeal on points of law to the Federal Court of Justice (BGH).
Dirk R. Hartmann provides an assessment of the case in the article "Von der Patientin zum Erben gemacht", published in Medical Tribune 7/2024 and online: https://www.medical-tribune.de/praxis-und-wirtschaft/praxismanagement/artikel/von-der-patientin-zum-erben-gemacht, and takes into account, among other things, the different professional legal requirements for doctors in nursing homes, those who are civil servants or salaried doctors and those in private practices, as well as other possibilities for professional court proceedings, e.g. by the State Medical Association.